the real life of Schicksal

Sind Männer die einfühlsameren Frauen oder Frauen einfach nur unsensible Besenbereiterinnen?

Wer Greys Anatomy kennt, der kennt sich in der Medizin aus. Schöne, ehrgeizige, talentierte, auf Leben retten gepolte "Götter in Weiß" züchten Ohrläppchen im Labor und finden nebenbei noch Zeit wilden Sex in Gemeinschaftsräumen zu praktizieren.
Kaum Zeit zu Essen, weil Leben retten oberste Priorität hat. Orgasmen um das Gehirn mit dem nötigen Adrenalin zu versorgen, sind völlig ausreichend um bedrohliche Situationen zu entschärfen und aussichtslose Krankengeschichten per Brainstorming in tägliche Wunder zu verwandeln.

The real life of Intensivstation hat nichts damit zu tun, um es zu präzisieren.....die Intensivpädagogik, Fachgebiet "Mensch sein, Mensch bleiben" lässt auch in renommierten, deutschen Krankenhäuser zu wünschen übrig.

Man betrachte das Klientel auf Intensivstationen. Es gibt schwerstkranke Patienten, deren Angehörige und es gibt das Personal, aufgeteilt in Männlein und Weiblein.
Ich bin neugierige, panische Angehörige. Jeden Tag verbringe ich Stunden auf Station und höre Beatmungsmaschinen zu, ich google Fachbegriffe, Arzneimittelnamen, ich beobachte Vitalfunktionen auf Displayanzeigen, leide mit, bin wütend und habe eine scheiss Angst.
ohne Worte

Wäre ich ein Kind, hätte ich jetzt die volle Aufmerksamkeit verdient, um ein späteres Trauma zu vermeiden. Doch beschissenerweise bin ich ein Kind, zwar ein großes Kind, doch ich bin SEIN Kind.
Meine Lebenstraumatas stehen gut aufbewahrt in meiner Hau-drauf-Zentralablage. Da ist auch nicht mehr viel Platz dazwischen.

Also nochmal deutlicher:
Ich hätte gepflegt kein Interesse mehr daran, diese Kapitel zu ergänzen.

Nun sitze ich aber hier und hoffe, dass Herr Schicksal, der Drecksack, irgendwann vor Frust von der Brücke springt, um flussaufwärts mit den Ungerechtigkeits-Lachsen von den Sirenen versklavt und gehirngewaschen wird. Ich kann den hier so gar nicht mehr ertragen.

Nun zurück zum Personal.
2 Geschlechter, die unterschiedlicher nicht sein können. Hatte ich schon erwähnt, dass ich grundsätzlich ALLES wissen möchte und auch ALLES frage?
Antworten erhalten ich ebenfalls in unterschiedlicher Weise. Die weiblichen Krankenversorger sind oft menstruierend zickig, genervt, unsensibel, ungeduldig und stumm.
Die Männlichen hingegen sehr freundlich zugewandt, sprechen mit den Patienten, erläutern bereitwillig Werte, beantworten meine umfangreichen Fragen, berichten von eigenen Erfahrungen mit Komapatienten und nehmen intensiv Anteil.
Es gibt natürlich im Intensivzirkus auch nette Schwestern, die sind aber leider in der Unterzahl.
so isses

WARUM zum Geier ist das so? Ist die Menstruation der Schlüssel zu allem Übel? Sollten Frauen lieber Papier bearbeiten, weil sie ja zum kochen auch nicht wirklich taugen, betrachte man die Anzahl der männlichen Sterneköche.

Ich bin so angespannt. Meine Augen rüsten auf zum Giftpfeilabschuss. Ich habe Hoffnungen und Erwartungen. Mein Körper schmerzt von der Anspannung. Ich will die bestmögliche Versorgung meines Angehörigen und meiner Seele. Dieser Lieblingsmensch hat mir Radfahren beigebracht, mit mir Kastanien gesammelt. mich über 16jährige Jungs aufgeklärt, die 95% des Tages nicht mit dem Kopf denken können. Er war immer zur Stelle, wenn ich Nachts abgeholt werden musste. Er hat über meinen ersten Rausch hinweggelächelt. Er war immer da, IMMER. Als ich ihn vor Jahren anrief, um eine riesige Monstergrille aus meiner Toilette zu entfernen, ließ er den Rasenmäher stehen und setzte sich sofort ins Auto. Er fuhr 30km, um den plötzlich geschrumpften Grashüpfer die Freiheit wieder zu geben.

Wenn hier die Schicht zu Ende ist, geht das Personal nach Hause, schaut sich Greys Anatomy an und klugscheissert über Begrifflichkeiten und Kantinenfrass.
Ich gehe nach Hause mit der Angst im Nacken, schlafe neben 2 Telefonen, kann mich nicht auf die Handlung von Greys Anatomy konzentrieren und muss mich ans Essen erinnern.

Ich bin Morgen wieder da, sitze Stunden neben seinem Bett, berühre, massiere und erzähle. Was ich aber Morgen nicht kann, ist dafür zu garantieren ob die Giftpfeilabschusseinrichtung zu kontrollieren ist, denn Mensch sein, bedeutet menschlich zu handeln. Ich werde heute nicht zwinkern, aus Angst die Pfeile könnten unkontrolliert die Falschen treffen.

Bleibt GESUND!!!!!


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2 Kommentare:

  1. Liebe Cherry, es ist wirklich fürchterlich, was das Schicksal manchmal so auf Lager hat :( Noch schlimmer ist es dann, wenn genau diese Umstände herrschen, die Du hier beschreibst. Ich kenne dies aus eigener Erfahrung (a´la "wir waschen ihn, wenn wir Zeit dafür haben"). Wirklich schrecklich!!! Ich wünsche Dir für diese schwere Zeit von ganzem Herzen alles Gute, leider finde ich keine passenderen Worte :(

    Herzliche Grüße
    Kitty ♥

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  2. Liebe Cherry,
    ich kenne beide Seiten. Ich bin oft die Giftpfeilempfängerin und oftmals verständlicherweise, wenn die Dinge nicht so laufen wie sie es eigentlich müssten. Ich arbeite allerdings auf Normalstation, wo ich in meiner Schicht alleine bis zu 15 Patienten versorgen muss. Wenn es nicht gut läuft sind es manchmal um die 9 Pflegefälle, ich hatte aber auch schon mehr. Da bleibt oft nicht mehr viel Zeit für Bedürfnisse wie Gespräche oder einfach nur ein Augenblick die Hand halten, weil ich Angst habe, nicht alle Arbeit zu schaffen in der Zeit die mit praktisch durch die Finger rinnt.
    Und doch hoffe ich sehr, dass ich doch zu den "netteren" gehöre, weil es mir wichtig ist, dass meine Patienten gut versorgt sind. Dass sie sich trauen zu klingeln, wenn sie ein Problem haben. Dass sie sich trauen zu fragen was sie wissen möchten. Ich bin traurig, wenn mich sorgenvolle Augen ankucken und sagen, ich hab mich nicht getraut zu fragen, sie haben doch keine Zeit...
    Und noch trauriger bin ich, wenn ich am anderen Ende sitze. An dem, wo ich jemandem die Hand halte. Wo ich sehe wie es ist, wenn du praktisch ignoriert wirst, wenn gefühlte Ewigkeiten niemand ins Zimmer kommt, wenn jemand erst mal seufzt, wenn du etwas fragen willst :(
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und ganz viel liebevolle Menschen an deiner Seite, die dir helfen die schwere Last zu tragen. Jemand der auch deine Hand ganz fest hält und ich kann mir vorstellen wie wunderbar du bist, wie gut es tun muss, wenn DU am Bett sitzt. Ich drück dich feste ♥

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